Das Weserbergland steht aktuell vor Herausforderungen im Bereich der Altkleidersammlung. Überfüllte Container gehören in vielen Orten zum Straßenbild. Kommunen und Bürger stellen Fragen. Zusätzlich hat die seit Anfang 2025 geltende EU-Richtlinie zur Förderung eines nachhaltigeren Umgangs mit Ressourcen das Thema Altkleiderspende in den Medien und in der öffentlichen Wahrnehmung in den Fokus gerückt und für weitere Unsicherheiten gesorgt. Der DRK-Kreisverband-Weserbergland e.V. informiert über die Hintergründe.
Die Altkleiderverwertung des DRK sieht seit vielen Jahren wie folgt aus: Bürgerinnen und Bürger geben ihre gebrauchte Kleidung in die DRK-Container, gut erhaltene Kleidungsstücke werden in den DRK-Shops in Hameln, Bad Pyrmont, Hess. Oldendorf und Holzminden angeboten und bieten so allen gesellschaftlichen Schichten Zugang zu preiswerter Kleidung. Nicht mehr tragbare Textilien werden an Verwerter weitergegeben, die diese recyceln oder anderen Märkten verfügbar machen. Die Erlöse kommen der gemeinnützigen Arbeit des DRK zugute.
Die Verwertung von gebrauchter Kleidung ist längst ein globaler Markt. Kleidung ist eine wertvolle Rohstoffressource mit einem variablen Preis. Auch wenn ein Großteil der Kleiderspenden beim Verwerter landet, ist eine Altkleiderspende ein wichtiger Beitrag zur Schonung von begrenzten Ressourcen, trägt zum Energiesparen bei und ist somit als sehr nachhaltig zu bewerten.
Dieses bewährte System steht jedoch zunehmend unter Druck. Eine wesentliche Ursache ist die stark wachsende Menge an Fast-Fashion-Kleidungsstücken, deren minderwertige Qualität die Weiterverwertung erheblich erschwert oder unmöglich macht. Zudem beeinflussen globale Entwicklungen die Verwertungsmöglichkeiten. Während der Markt in Afrika derzeit nahezu gesättigt ist, erschweren Handelsbarrieren, Kriege und wirtschaftliche Restriktionen aktuell den Zugang zu den osteuropäischen Märkten.
Die Folgen zeigen sich dramatisch im finanziellen Bereich: Der DRK-Kreisverband Weserbergland e.V. erzielt derzeit beim Textil-Verwerter nur noch die Hälfte des Vorjahrespreises. Um die Altkleidersammlung für das DRK aber nachhaltig zu sichern, ist es notwendig, dass das System kostendeckend bleibt. Die Kosten umfassen nicht nur die Entlohnung des Personals, sondern auch die Mieten für Shops und Sortierfläche, die Wartung der Container und die Anschaffung und Betriebskosten der Transportfahrzeuge.
Das wirtschaftliche Handeln des DRK-Kreisverbands Weserbergland e.V. steht im Einklang mit der Gemeinnützigkeit des Kreisverbandes und der Nachhaltigkeit der Altkleiderspende. Sämtliche Überschüsse fließen in soziale DRK-Projekte in der Region. Es gab aber bereits Jahre, in denen die Altkleidersammlung aufgrund starker Preissprünge defizitär war.
Die Altkleiderspende bleibt dennoch in jeden Fall – sei es durch die Wiederverwendung als Secondhand-Kleidung oder durch die Weiterverarbeitung der Fasern – ein wichtiger Beitrag zu einer nachhaltigen Ressourcennutzung.
Für Bürgerinnen und Bürger der Landkreise Hameln-Pyrmont und Holzminden, die durch die EU-Richtlinie verunsichert sind, bringen die bereits veröffentlichten Hinweise der Kreisabfallwirtschaft Hameln-Pyrmont und der Abfallwirtschaft Landkreis Holzminden Klarheit.Demzufolge ist die Bürgerschaft dazu aufgefordert, zwischen stark zerschlissenen oder verdreckten Textilien und noch verwendbarer, recyclebarer Kleidung zu unterscheiden. Stark beschädigte Kleidungsstücke, verschmutzte Arbeitskleidung oder alte, zerrissene Putzlappen sollten weiterhin im Restmüll entsorgt werden. Die Kreisabfallwirtschaft Hameln-Pyrmont und die Abfallwirtschaft Landkreis Holzminden übernehmen wie bisher den Abtransport.
In einigen Kommunen in der Region hat sich die Situation inzwischen verschärft, weil andere Anbieter ihre Altkleidercontainer aufgrund der gestiegenen Anforderungen und der wirtschaftlichen Belastungen mit stark gesunkenen Preisen bereits abgezogen haben. In diesen Gebieten stellen die Container des DRK-Kreisverbands Weserbergland e.V. derzeit häufig die einzige verbleibende Möglichkeit zur Altkleiderentsorgung dar. Dies führt dazu, dass die vorhandenen Container verstärkt genutzt werden und dadurch häufiger überfüllt sind. Der Kreisverband bemüht sich nach Kräften um schnelle Abhilfe. Kurzfristig unterstützen ehrenamtliche DRK-Helferinnen und DRK-Helfer bei der Abholung der Spenden.
Das bewährte System des DRK-Kreisverbandes droht aber zu kippen. Deshalb analysieren wir die Situation derzeit sehr genau. Ziel ist eine Lösung, die langfristig unter den Gesichtspunkten der Gemeinnützigkeit den personellen, logistischen und finanziellen Anforderungen sowie die Auswirkungen der neuen EU-Richtlinie gerecht werden kann.
Bis zu einer grundsätzlichen Entscheidung in der Sache, wird der Kreisverband sein Sammlungsangebot in der Region aufrecht halten.
Zur Wahrheit gehört ab auch: Sollte, wie andernorts bei anderen Wettbewerbern geschehen, der Verwerter der DRK-Sammlungen aufgrund der neuen Situation seine Kooperation einstellen, müsste der Kreisverband die Altkleidersammlung umgehend einstellen. Derzeit gibt es dafür jedoch keine Anzeichen.
Aktuell besteht nach Auskunft der Bereichsleitung Textil des DRK-Kreisverbandes Weserbergland e.V., Tanja Lambert, ein besonderer Bedarf an Herrenkleidung. Wer zudem die Wahrscheinlichkeit erhöhen möchte, dass seine gut erhaltenen und hochwertigen Kleidungsstücke weiterverkauft werden können, sollte diese Stücke direkt in einem der DRK-Shops im Weserbergland abgeben und nicht in die Container werfen.
Ansprechpartner
Sarah Pflughaupt
Unternehmenskommunikation
Tel. 05151 40 12 26
s.pflughaupt@drk-weserbergland.de